Geschichte von Heiligensee
Den 30jährigen Krieg von 1618 bis 1648 hat Heiligensee glimpflich überstanden, zwar wurde das Dorf mehrfach geplündert, aber es brannte weder ab, noch kam die Pest wieder. Die Bevölkerung lebte von den kümmerlichen Erträgen der verwüsteten und verwilderten Felder. Das Land musste erst wieder urbar gemacht werden und noch viele Jahre nach Kriegsende war das Ackerland erst zur Hälfte wieder brauchbar. In dieser Zeit entstand das heute noch erhaltene Pfarrhaus.
Seit 1695 hatte das Dorf wieder einen Erbschulzen, im Jahre 1722 fand sich ein Käufer für die Schmiede.
Hieß es um 1740 noch, die Heiligenseer seien die ärmsten Leute unter dem Amt Mühlenbeck, brachte die zweite Hälfte des Jahrhunderts Besserung. Die Bauern stellen ihre Produktion langsam auf die Bedürfnisse der Residenzstadt Berlin um. 1738 übernahm der Schneider Andreas Dannenberg den Heiligenseer Dorfkrug. An seiner Stelle steht heute das Hotel-Restaurant „Dannenberg am See“.
Als erste europäischer Herrscher führte der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1717 die allgemeine Schulpflicht ein. Der erste Heiligenseer Dorfschullehrer war bis etwa 1730 der Küster. Um 1745 wurde ein kleines Küster- und Schulhaus errichtet.
Der Soldatenkönig ergriff, wegen der hohen Schulden des Staates bei seinem Amtsantritt, strenge Sparmaßnahmen. Brachliegende Ländereien mussten bewirtschaftet werden und der Anbau von Maulbeerbäumen wurde verfügt.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts begann schließlich die heutige moderne und rationelle Forstwirtschaft. Die sich im 19. Jahrhundert entwickelnde Technik machte die altherkömmliche Teergewinnung überflüssig und trug dadurch zum Erhalt des Waldbestandes bei
Durch die Reformen des Freiherrn vom und zum Stein erhielten um 1830 die Bauern und Kossäten von Heiligensee ihre persönliche Freiheit, das Eigentumsrecht und die volle Verfügung über ihren Besitz.
Im Jahre 1856 errichtete der Bauer Lemcke südlich des Dorfes am Fuße des Schifferberges dicht an der Havel ein Siedlerhäuschen für Holzarbeiter (In den Schifferbergen 10); später folgten weitere Häuser. Das war der Grundstein für die Kolonie Sandhausen. Der Name war nahe liegend, da die dortige Landschaft aus Sandbergen bestand.
Mit der wachsenden Einwohnerzahl stieg der Bedarf nach Verkehrsanbindungen. 1883 wurde die „Kremmener Bahn“, die von Schönholz nach Kremmen führte, mit den beiden Haltepunkten Schulzendorf und Heiligensee fertig gestellt. Die Bahnhöfen lagen aber nicht nah genug am Dorf und der Pferdeomnibus der vom Schulzendorfer Bahnhof zum Dorf führte war viel zu langsam und so wurde nach schwierigen Verhandlungen im Mai 1913 eine Straßenbahnlinie, die nach Tegel führte, eröffnet. Diese Verkehrsverbindung bedeutete einen starken Impuls für die Besiedelung, Bodenspekulationen trieben die Preise in die Höhe und die Bauern verkauften ihr Land. Der Wohlstand der Gemeinde wuchs. Villen, Restaurants und Landhäuser wurden gebaut.
Mit dem ständigen Bevölkerungswachstum mussten nun u. a. auch Verbesserungen in der schulischen, technischen und verwaltungsmäßigen Versorgung erfolgen. 1892 eröffnete neben der Kirche eine Postagentur. Der Bau einer neuen Schule mit zwei Klassenzimmern, einer Küster- und einer Lehrerwohnung erfolgte. Bereits 1913 musste die Schule, wegen ständig steigender Schülerzahlen erweitert werden. 1908 wurde die Freiwillige Feuerwehr Heiligensee ins Leben gerufen.
Aus Angst vor Seuchen waren eigentlich bereits seit Jahrzehnten Bestattungen auf dem Heiligenseer Friedhof um die Dorfkirche herum verboten. Doch erst 1908-1912 wurde ein neuer städtischer Friedhof südlich des Dorfes am Elchdamm Ecke Sandhauserstr. Angelegt. Unweit des Friedhofs baute die Gemeinde 1909 eine Gasanstalt die aber bereits 1923 wegen Unwirtschaftlichkeit wieder still gelegt wurde, das Gelände wurde zu einer Lauben- und Wassersportsiedlung umgestaltet. Mit zeitlicher Verzögerung entstanden auch einige Fabriken und Betriebe in Heiligensee.
Zunächst ist mit der Parzellierung und der Bebauung um die Heiligenseestr. begonnen worden. Die Bauern verkauften in immer stärkerem Maße ihre Felder. Bis 1933 hatte die Union Siedlungsgesellschaft, das Bankhaus Pflaum & Sichel und der Berliner Bau und Boden-Verein fast den gesamten östlichen Bereich zwischen der Ruppiner Chaussee, dem Elchdamm und der Straße Am Dachsbau aufgeteilt und bebaut. Nordöstlich der Ruppiner Chaussee wurde ein großes Waldgebiet gerodet und die Borsig-Siedlung entstand.
Die erste siedlungsmäßige Erweiterung Heiligensees erfolgte in den Jahren 1954/55. Am südöstlichen Rand der Borsig-Siedlung war erneut ein schmales Waldstück gerodet worden um die „Hilfswerk-Siedlung“ zu errichten.
Mit der 650-Jahr Feier Heiligensees im Jahre 1958 endete die 45jährige Fahrt der Straßenbahn und wurde durch den Autobus 13 ersetzt.
In den sechziger und siebziger Jahren entwickelten sich in ein Netz von Einrichtungen zur Betreuung psychisch und physisch kranker Menschen. Immer mehr junge Familien ließen sich in Heiligensee nieder und im Sommer 1976 wurde die großzügige Erpelgrundschule eingeweiht. Seit 1978 wurde eine neue Fernverkehrsstraße nach Hamburg über Heiligensee geplant. Die Trassenführung durch den Tegeler Forst erregte lebhaften Widerspruch. Während die Grenzübergangsstelle Heiligensee/Stolpe mit dem Anschluss an die Schulzendorfer Str. bereits für den Reiseverkehr in die DDR und nach Skandinavien freigegeben worden war, konnte der Transitverkehr erst Ende 1987 eröffnet werden.
Ende der siebziger Jahre gerieten die letzten Stücke der ehemaligen Heiligenseer Feldmark auf Grund eines Wohnungsbauprojektes in Gefahr. Der Ruf “Rettet die Heiligenseer Felder“ der gleichnamigen Bürgerinitiative wurden erhört und die Felder wurden bis heute nicht bebaut.
1998 wurden die seit 1984 geschlossenen S-Bahnhöfe Schulzendorf und Heiligensee wieder in Betrieb genommen und die S-Bahn fährt das erste Mal seit 1961 wieder nach Hennigsdorf.
Quellen:
Pfarrhaus - Foto
Schmiede - Foto
Dannenberg am See - Foto
Flugplatz - Fotos
Straßenbahn - Fotos
eigene Recherche